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Umwelt & Natur am Staffelsee

    Historie, Denkmäler und Geotope

    Bereits früh wurde das Gebiet besiedelt, was zahlreiche Bau- und Bodendenkmäler belegen. So lassen sich auf der Insel Wörth Zeitzeugnisse von 2000 Jahren Geschichte finden, von den Römern über das um 740 gegründete und nach den Ungarnstürmen (um 907) im 11. Jahrhundert untergegangene Inselkloster Staffelsee. Die Inselpfarrkirche wurde 1773 nach Seehausen überführt und 1836 durch die neuromanische Simpert-Kapelle ersetzt. Noch heute ist die Insel bewohnt und mit verschiedenen Nutztieren als „natürliche Rasenmäher“ bewirtschaftet.

    Der Staffelsee ist ein durch die letzte Eiszeit, der Würmeiszeit, entstandener Toteissee, der sich durch seine durchschnittliche Wassertiefe von 10m schnell erwärmt. Durch den gleichen Gletscher, der zwischenzeitlich die Gegend mit einer ca. 600m hohen Eisdecke überzog, entstand ein durch den Murnauer Höhenrücken getrennter zweiter See. Dieser verlandete mit der Zeit und wurde zum Murnauer Moos, das mit seinen 35 km² eines der größten Moorgebiete Deutschlands und das bedeutendste lebende Alpenrandmoor in Mitteleuropa ist.

    Zwei seltene, regional bzw. überregional bedeutende und geowissenschaftlich wertvolle bzw. besonders wertvolle Geotope sind am Staffelsee zu finden. Kurzbeschreibung gemäß LfU: Am Ufersaum der Insel Wörth steht, mittelsteil südfallend, ein grobes Konglomerat mit einzelnen großen Blöcken an. Die Typlokalität des Wörth-Konglomerates ist nur mit Boot erreichbar. Leichter erreichbar ist das Wörth-Konglomerat aber in einem Aufschluss nur 50 m nordwestlich der Bootslände. Am Seeufer stehen die verfestigten oligozänen Flußschotter an. Hier, im Kern der Murnauer Mulde, war aufgefallen, dass die Konglomerate der oberen Steigbach-Schichten teilweise durch Konglomerate mit einem anderen Geröllspektrum ersetzt sind bzw. dahin übergehen. Die als Wörth-Konglomerat ausgegrenzte fluviatile Schichtfolge enthält vorherrschend Flysch- und Alttertiärgerölle und lässt damit Schlussfolgerungen zur Paläogeographie und Tektonik des Oberoligozän der östlichen Murnauer Mulde zu.

    Schutzgebiete


    Artenschutz und der Biotopschutz

    Zentrale Bausteine des Naturschutzes sind der Artenschutz und der Biotopschutz, die untrennbar miteinander verbunden sind. Denn nur wenn man den Lebensraum erhält, kann man auch die darin beheimateten Arten schützen. Ein Blick in den Bayernatlas lässt erahnen, wie viele verschiedene Kategorien von Schutzgebieten existieren und in welchem besonderen Bereich der Staffelsee mit seinen umliegenden Gebieten gehört. Die Naturschutzgebiete z.B. gehören zu den in Deutschland gesetzlich am strengsten geschützten Gebieten.


    Westlicher Staffelsee mit angrenzenden Mooren

    Das Naturschutzgebiet „Westlicher Staffelsee mit angrenzenden Mooren“ ist seit 1999 ausgewiesen. Dieses international bedeutsame Feuchtgebiet ist zugleich Teil des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“. Es vereint eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume und ist Rückzugsraum für zahlreiche seltene und gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Geprägt ist es von Hoch-, Übergangs- und Niedermooren, von Kalkflachmooren mit Kleinseggenrieden im Uferbereich, Auen entlang kleinerer Bäche sowie einigen Vorkommen von besonders seltenen mageren Trockenrasen.


    Streuwiesen

    Allein in den als Streuwiesen genutzten Teilen der Niedermoore finden sich mindestens 30 Pflanzenarten, die bundes- oder landesweit stark gefährdet sind. Von herausragender Bedeutung ist es auch als Vogelschutzgebiet, u.a. für Wiesenbrüter wie Kiebitz und Braunkehlchen. Noch vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten allgegenwärtig, sind sie heute aus Wiesen und Feldflur weitgehend verschwunden. Der Kiebitz z.B. steht im Landkreis Garmisch-Partenkirchen kurz vor dem Aussterben; für deren letzten Brutpaare tragen wir eine besondere Verantwortung.


    Naturschutz geht nur gemeinsam

    Ein Ausweisen von Schutzgebieten ist nur sinnvoll, wenn sich anschließend auch alle an die Regeln halten, denn die Natur hat nur wenig Möglichkeiten sich gegen den Menschen zu wehren. Im Bayerischen Naturschutzgesetz sind viele Freiheiten für Erholungssuchende gegeben, verbindet dies aber auch mit Einschränkungen und der Pflicht jedes einzelnen, „mit Natur und Landschaft pfleglich umzugehen“ (Art. 26 [2]). Auch die Schutzgebietsverordnung speziell für unser Naturschutzgebiet „Westlicher Staffelsee mit angrenzenden Mooren“ enthält eine Reihe großzügiger Ausnahmen. Es ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, dass das Gebiet überhaupt betreten werden oder sogar an einer Stelle am Obersee gelagert und gebadet werden darf, obwohl es sich ebenfalls um geschützte Areale handelt, sondern ein besonderes Zugeständnis. Umso wichtiger ist es, dass sich alle an die geltenden Regeln halten und sich verantwortungsvoll verhalten. Nur so kann das Gebiet seinen gesetzlich festgeschriebenen Schutzzweck erfüllen.

    Eine Unterschrift bei einem Begehren wie z.B. „Rettet die Bienen“ ist schnell getan, selbst etwas für die Umwelt beizutragen erfordert jedoch etwas mehr Aufwand und ist manchmal auch unbequem. Doch selbst Kleinigkeiten können großes bewirken: Ein angeleinter Hund lässt seltene Wiesenbrüter in Ruhe auf ihrem Gelege bleiben (den der Vogel weiß nicht, dass der Hund „nichts tut“), wer auf den Wegen bleibt zerstört nicht unwissentlich wichtige Nektarpflanzen für Insekten, nur um z.B. eine einzige Blume zu fotografieren. Wer im oder auf dem Wasser dem Schilf zu nahekommt, versetzt die dort lebenden Schilfbrüter wie Drossel- oder Teichrohrsänger in Panik. Die Auswirkungen von zu kurzen Ruhezeiten sind vielen von uns in der heutigen schnelllebigen Zeit bekannt, dennoch muten nacht- und dämmerungsaktive Menschen genau das den Wildtieren zu. Und wer in der Lage ist, Lebensmittel bei seinem Ausflug mitzunehmen, sollte es auch schaffen anschließend den (wesentlich leichteren) Müll wieder mitzunehmen…

    Ein Dank geht hier auch an die 2020 gegründete Uffinger Naturschutzwacht, die als Vermittler, Aufklärer und Schützer ihren Teil zum Schutz unserer schönen Landschaft und aller darin befindlichen Lebewesen beiträgt.

    Schutzgebiete sind kein Allheilmittel und ihrerseits vielfältigen Gefährdungen von außen ausgesetzt. Aber sie leisten einen unverzichtbaren und wertvollen Beitrag, um den Verlusten entgegenzuwirken. Bitte habt Verständnis dafür, dass in Naturschutzgebieten der Schutz der Natur Vorrang hat. Helft mit, unser Naturschutzgebiet mit seiner einzigartigen Fauna und Flora zu erhalten und diesen Schatz vor unserer Haustür auch für nachfolgende Generationen zu bewahren. Ohne deine Mitwirkung geht es nicht. Bitte gehe mit gutem Beispiel voran. Vielen Dank!